14. Juni 2009 – 18:20 Uhr

Anrath: Zur Königsparade in Uniform

Daumen hoch: Melanie Breuer (Mitte), erste Königin in der langen Traditionsgeschichte der St. Johannes-Schützen in Clörath-Vennheide, genoss gut gelaunt die Parade mit ihren Musketieren (v.l.): Königsoffizier Andrea Ditzen, die Ministerinnen Susanne Berger und Nadine Recken. FOTO: Lübke

Von Rudolf Barnholt

Die holde Majestäten-Riege der St.Johannes Schützen Clörath-Vennheide machte in Kleid und Hose eine gute Figur.

Anrath. Ein Zelt, ein Imbiss- und ein Toilettenwagen: In Clörath-Vennheide wird Schützenfest pur gefeiert wie in jedem Jahr. Und trotzdem war diesmal etwas wie noch nie zuvor: Das komplette Königshaus präsentiert sich in weiblicher Besetzung.

Königin Melanie Breuer (25) strahlte mit der Sonne um die Wette. Nicht weniger gut drauf: Die Ministerinnen Susanne Berger und Nadine Recken sowie Königsoffizier Andrea Ditzen.

Ob so viel Frauenpower nicht die Männer verschreckt? Keineswegs: Das Festzelt war bis jetzt sehr gut besucht. „Mittlerweile sind auch die letzten Kritiker vom Königshaus überzeugt“, freut sich Präsident Manfred Teckenburg.

Gar nicht erfreulich, was er am Samstagabend im Festzelt zu verkünden hatte: „Unser Kassierer Willi Huppertz ist mit dem Krankenwagen abgeholt worden, es geht ihm sehr schlecht.“ Aber: „Willi will, dass wir trotzdem feiern – und wir werden feiern.“

„Mittlerweile sind auch die letzten Kritiker vom Königshaus überzeugt.“
Manfred Teckenburg, Präsident

Kräftig gefeiert wurde bereits am Freitagabend bei der Rock-Pop-Fete unter dem Motto „Clörath brennt“ mit der Coverband „Roadhouse“. So richtig los ging es mit dem Schützenfest jedoch erst am Samstag um 15 Uhr: „Antreten bei Hermann Thees“ stand da auf dem Programm – von dort aus ging es zur Kranzniederlegung am Missionskreuz Clörath.

Richtig beeindruckend war wieder die Königsparade mit Teilnehmern aller Willicher Bruderschaften, der Schützengilde St.Konrad Grenzweg und des Willicher ASV – knapp 700 Marschierer kamen so zusammen – sie boten mit ihren abwechslungsreichen Uniformen ein buntes Bild.

Melanie Breuer und ihre Führungsriege hatten auf die blau-weißen Uniformen der Musketiere verzichtet – sie trugen im Festzelt blau-violette Kleider, in denen die jungen Frauen toll aussahen. Zum Königs- beziehungsweise Königintanz forderte die 25-jährige Automobilkauffrau ihren Vater Dieter auf. Als der vor neun Jahren König war, hatte sie als Hofdame ein wenig intensiver Schützenfestluft geschnuppert.

Neben der Königin freuten sich am Samstagabend auch der Geschäftsführer der St.Johannes Schützengesellschaft 1662 Clörath-Vennheide Marcus Karsch und Alois Mrosch über eine hohe Auszeichnung: Das Silberne Verdienstkreuz.

Quelle: WZ



20. Mai 2009 – 19:20 Uhr

Schützenfest in Anrath: Die Königin der Musketiere

Alles läuft prächtig, die Musketiere verstehen sich privat bestens, von Zickenalarm keine Spur.

Von Kerstin Reemen

Die St. Johannes Schützen in Clörath-Vennheide haben zum ersten Mal ein rein weibliches Königshaus.

Anrath. „Einer für alle, alle für einen!“ Wer den Schwur des neuen Königshauses wörtlich nimmt, ist in Clörath-Vennheide auf dem Holzweg. Nein, Zweifel am außerordentlichen Zusammenhalt der verschworenen Gemeinschaft gibt’s nicht.

Aber hier sind doch zwei Buchstaben zu viel! Also, ein R gestrichen und ein N. Jetzt stimmt’s: „Eine für alle, alle für eine!“ Die St. Johannes Schützengesellschaft Clörath-Vennheide 1662 hat schließlich erstmalig seit Bestehen ein rein weibliches Königshaus. Unübersehbar weiblich.

Melanie Breuer (25) schaut irritiert, gerade so, als habe die Reporterin sie gerade gebeten, ihr das ABC zu erklären. Am Motto der Königin und ihrer Musketiere wird nichts gestrichen.

Noch nie hat die Mädchengruppe offenbar auch nur einen Gedanken daran verschwendet, das Weibliche besonders herauszustellen. „Wir wollten einfach nur beim Schützenfest dabei sein“, sagt Andrea Ditzen (34), vor 15 Jahren Gründungsmitglied der Musketiere und in diesem Jahr Königsoffizier an der Seite von Melanie Breuer.

Nah dran waren sie beim Schützenfest zwar schon immer, aber eher Zaungäste als Zugbegleiter. „Es waren unsere Väter und Brüder, die marschierten. Das wollten wird auch.“ 1994 fassten sich sechs junge Frauen ein Herz und sprachen beim damaligen Präsidenten Karl-Heinz Thivessen vor. Der zeigte sich aufgeschlossen, wollte aber erst den Uniformvorschlag der Neuen sehen.

„Das Beste, was mir je passiert ist.“
Königin Melanie Breuer über ihren entscheidenden Treffer

Andrea Ditzen: „Klar war für uns: Keine grüne Jägerjacke. Keine Lackschuhe.“ Die Uniform der Musketiere kam gerade recht – und an. 1995 lief die junge Schützengruppe in Clörath-Vennheide zum ersten Mal mit und fiel auf. „Uns wurde applaudiert“, erinnert sich Susanne Berger, wie ihre Freundin Andrea Musketier der ersten Stunde.

Nur mitmarschieren wurde den Mädchen mit den Jahren dann zu wenig. „Wir sind eine starke Gruppe und haben dafür gekämpft, dass wir auch auf den großen Vogel schießen dürfen“, sagt Melanie. Die Satzungs-Änderung machte den Weg für die Frauen schließlich frei.

Beim Gedanken an den Vogelschuss 2008, früher nur männlichen Mitgliedern ab 21 Jahren vorbehalten, überkommt Melanie immer noch das große Kribbeln: „Erst wollten wir noch warten, aber dann sind wir angetreten. Das war einmalig. Das Beste, was mir je passiert ist“, sagt sie, grinst und genießt sichtlich die Vorbereitung fürs große Fest im Juni.

Alles läuft prächtig, die Musketiere verstehen sich privat bestens, von Zickenalarm keine Spur.

Vater und Mutter Breuer sind mit Herzblut dabei, unterstützen ihre Königin-Tochter mit Rat und Tat.

Verschlossen zeigt sich Majestät bei einer Frage, die bei einem männlichen Königshaus keine Rolle spielen würde. Bei der Königin-Garderobe hüllen sich die Musketiere in Schweigen. Königsoffizier Andrea Ditzen verrät nur: „Unsere Uniform wird dabei sein.“

Melanie Breuer hat Spaß: „Vielen fragen sich: Wie machen die Mädels das, gehen sie alleine oder haben sie Partner, mit Uniform oder Kleider?“ Antworten darauf geben die Musketiere erst zum Fest. Solange halten sie zusammen dicht: Eine für alle, und alle für eine!

Quelle: WZ